August Weidmann
Ein Patron mit sozialem Gewissen
Das Leben August Weidmanns (1842 – 1928) ist eng verbunden mit dem Aufstieg der Seidenfärberei in Thalwil vom Handwerksbetrieb zur Fabrikindustrie. 1857 tritt er als Färberlehrling in den väterlichen Betrieb ein.
Nach Weiterbildungen in Lyon, Paris und Krefeld kehrt er 1861 mit den neuesten beruflichen Erkenntnissen zurück. Er wird sich mit seinem Vater über anstehende Modernisierungen des Betriebs nicht einig, weshalb er ab 1864 auf eigene Rechnung arbeitet.
Unternehmer
Mit seinem Partner Julius Schwarzenbach führt August Weidmann das Unternehmen in drei Jahrzehnten zu höchster Blüte. Die Arbeitsstätten müssen laufend erweitert werden; um den Kern der 1832 errichteten Gebäude baut man nach und nach einen Industrie-Komplex, der sich seeaufwärts und -abwärts beidseits der Seestrasse hinzieht.
1895 tritt Schwarzenbach aus dem Unternehmen aus. August Weidmann wird alleiniger Eigentümer der Färberei Weidmann und wandelt sie 1907 in eine Aktiengesellschaft um.
Thalwil im Zentrum
Im Geschäft ist er am Morgen der Erste, am Abend der Letzte. Er kennt jeden Mitarbeiter persönlich, auch als er über tausend beschäftigt. 1862 gründet er eine Fabrikkrankenkasse, erwirbt und baut Häuser, die er den Mitarbeitern gegen bescheidene Mieten oder Hypothekarzinsen zur Verfügung stellt. Mehrere Wohnquartiere in Thalwil gehen auf seine Initiative zurück.
August Weidmann war verheiratet mit Lucie Züst (1850 – 1919). Das Paar blieb kinderlos.
Ämter in Politik und Gesellschaft
- Präsident Primarschulpflege
- Präsident Sekundarschulpflege
- Gemeinderat
- Gemeindepräsident
- Kommandant Feuerwehr
- Präsident Reblauskommission
- Vorsitzender Gaswerk Thalwil AG
- VR-Präsident Stückfärberei Zürich
- VR-Mitglied Wollweberei Rüti
- VR-Mitglied Lokomotivfabrik Winterthur
Schenkungen und Spenden zu Lebzeiten
- Gasversorgung Thalwil, CHF 80'000.–
- verschiedene Grundstücke, z.B. Bauplätze für ein Schulhaus und für das Bürgerheim sowie der «Chilbiplatz»
- Namhafte Spenden an Kinderkrippe Thalwil (1921) und für das Ferienheim der Thalwiler Schuljugend in Schwellbrunn (1924)
- stattliche Spenden an Verschönerungsverein und an Sänger-, Turner- und Schützenvereine
- Diverse Schenkungen an seine Heimatgemeinde Lufingen
Postume Aktivitäten
- Errichtung der August Weidmann Fürsorge-Stiftung mit einem Startkapital von 6.6 Millionen Franken
- Errichtung der August Weidmann-Stiftung zur Ausrichtung von Pensionen und Fürsorgezwecke zu Gunsten ehemaliger langjähriger Angestellter und Arbeiter der Färberei mit einem Kapital von 4 Millionen Franken
- zu Gunsten der Gemeinde Thalwil: Insgesamt 1.65 Millionen Franken für die Erweiterung und Neubau des Gemeindehauses, die Vergrösserung des Bürgerasyls, die Vergrösserung und Ausbau des Krankenasyls, die Erweiterung des Friedhofs und den Neubau einer Abdankungskapelle, für den Orgelfonds und für die Kinderkrippe Thalwil
- zu Gunsten der Gemeinde Lufingen: CHF 400'000.– für den Bau eines Schulhauses mit 2 Lehrerwohnungen und für das Kirchengut
- Diverse weitere Zuwendungen zu Gunsten privater Vereine oder Fonds, die dem öffentlichen Interesse dienten